55 singularities

Any three instruments – check with the tool below if your instrumentation is appropriate!

July 31, 2016 Berlin · July 2, 2020 Dresden

Singularitäten sind grauslige Orte. Am Ende der Raumzeit fällt man plötzlich rein, verliert seine Form und kommt nicht mehr raus. Besonders schrecklich sind sie für den Compositeur, der ja Formen nicht verlieren, sondern bauen will; drum haben frühere Tonsetzer mittels Reprisen, Fortspinnungen, Leitmotiven und Querbezügen dafür gesorgt, dass bloß nix Singuläres durch ihre Partituren geistere und kein geneigter Hörer in teuflischer Beziehungslosigkeit versumpfe wie der Hollywoodstar in arabischem Treibsand. Freilich, nachdem Schönberg uns die Wiederholungen verboten hatte, wurde die Sache etwas verzwickter. Treibsand blubberte nun überall lauernd empor, Beziehungslosigkeit brachte sich in Stellung und verschlang erbarmungslos manch unvorsichtige Partitur... Das konnte ich nicht länger mitansehen!! Und so hab ichs auf mich genommen, die Singularitäten herauszufordern und sie mit der nackten Kraft meiner Hände zu zähmen! Und es ist mir geglückt! Jetzt fressen mir die geifernden Gestalten schnurrend aus der Hand, lassen sich ganz possierlich verkomponieren, und ei, die kleinen Schelme bilden sogar ganz niedliche Formen und Bezüge aus... und das, obwohl alle 55 Singularitäten wirklich nur einmal kommen! Wie hab ich das gemacht? Tja...!