Martin Grütter · Komponist
Martin Grütter · Komponist
Martin Grütter
Komponist

Ästhetik

Elektronik, Interaktion, Performance

Auch die Aufführungssituation gilt es zu transzendieren. Mich interessieren ungesicherte Bühnensituationen, in denen die Musiker und Zuhörer ihre Komfortzone verlassen.
Als Heroes of Feedback kämpfen in meinem gleichnamigen Stück (2012) zwei Musiker gegen die Bedrohung der Welt durch immer lauter pfeifende Lautsprecher. Computer und Performer reagieren live aufeinander, die Spielregeln ändern sich ständig, ebenso die entstehende Musik – und die Musiker stehen unter Strom. Theoretisch untersucht habe ich den entsprechenden Themenkomplex hier.
In Messer Engel Atem Kling (2011) vermischen sich (scheiternde) Probe und (virtuoses) Konzert. In der NeandertalerRocketUniversalmusik (2009/10) werde ich selbst, doppelklavierspielend und dazu grölend, schreiend und jammernd, zum Nachfahren des Affen. In meiner Festivalreihe schwelbrand schließlich (seit 2011, www.schwelbrand.de) verschmelzen Stücke unterschiedlichster Komponisten zu einem akustisch und optisch durchinszenierten performativ-theatralisch-liturgischen Gesamtereignis.

Musiktheater und Sprache

Surreal-faszinierende Welten zwischen Sprachspiel und Traumlogik, in denen nichts begreifbar und doch alles plausibel ist, versuche ich in meinen Musiktheaterstücken zu entwerfen.
Zwischen Heldentum, Identitätslabor und Verzweiflung oszilliert meine halbstündige Kurzoper orlando (2011–13) – nur leider hat der Held keine Lust mitzuspielen. Die sechzigminütige Einmann-Performance Sprachschmelze 1 0 0 1 führt den Protagonisten in einen komplex verschachtelten, selbstzerstörerischen Strudel zwischen Realität und Fiktion, Bühne und Zuschauerraum, Gewalt und Liebe, Geschichte und Mythos. Das konzertant-performative Stück Die Sprache der Jongleure (2007/08) erkundet die Mysterien der Parataxe – von Buchstabenketten bis zu abhebenden Göttern, von biblischen Geschlechterlisten bis zu verbrannten Völkerscharen.

Stille

Ja, es gibt auch ruhige Stücke von mir. In denen es zumindest über weite Strecken Nuancen wie piano oder pianissimo sowie halbe und ganze Noten gibt. Dazu zählen u.a. Die Häutung des Himmels (2016) mit nachhallendem Fernschlagzeug, sowie das Siebenkreiswerk (2008), eine Art leises Echo (mit ähnlichem Material) meines vorherigen Stücks Mandala Mossad (Mandala → Kreis, Mossad → Institut, Werk…)